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Sonntag, 3. Oktober 2010

Die Niederländer wollen kein Multikulti mehr


Die Niederländer sind für ein Burka-Verbot, arrangieren sich mit Geert Wilders, und Hausbesetzungen stehen plötzlich unter Strafe.

Von Torsten Thissen

Holland ist noch Holland. Zumindest hier, wo sich der unverwechselbare Duft von Marihuana mit den Abgasen der Schiffe auf der träge dahinfließenden Maas mischt. Es gibt Sex-Shops, Büros für Sozialprojekte und viel Leerstand am Maas-Ufer von Venlo, was wohl hauptsächlich daran liegt, dass nebenan ein ganz neuer Stadtteil entsteht. Und es gibt kleine Geschäfte von Einwanderern: Chinesen, Marokkaner, Türken. Sie laufen über die Straße, haben es dabei nicht sonderlich eilig. Man traut es sich kaum zu sagen, aber viele von ihnen sind Muslime. Muslime in den Niederlanden, werden die nicht gerade aus dem Land gejagt?

"Es geht uns gut“, sagt ein türkischer Friseur in der Mittagspause, „warum sollte es uns schlecht gehen?“, und dann fängt man aber doch mal von Geert Wilders an, der in Venlo schließlich aufgewachsen ist und nun alle Muslime in die Nordsee treiben wolle, wie man hört, berichtet zuletzt auch von den Sorgen des außenpolitischen Sprechers der deutschen CDU-Fraktion, Ruprecht Polenz. Der Friseur hört aufmerksam zu. "Wie heißt der Mann?“ "Polenz, Ruprecht.“

"Das ist ja nett von dem Mann, dass er sich Sorgen um uns macht, aber da besteht kein Anlass zu.“ Nicht, dass er für Wilders wäre, und dessen Hass auf den Islam sei furchtbar, aber letztlich müsse man erst mal sehen, was die neue Regierung macht. "Und schließlich leben wir in einer Demokratie, oder?“ Nieselregen setzt ein, Erdem Güner geht in sein Geschäft zurück. Seit mehr als 30 Jahren lebt er in den Niederlanden, leicht hat er es nicht gehabt, er wird auch Wilders überstehen, sagt er und setzt erst einmal noch Kaffee auf. "Ich hoffe es zumindest“, fügt er nach einer Weile hinzu. Ganz sicher ist er sich offenbar doch nicht.


Quelle: http://www.welt.de

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