Spezialkräfte von Polizei und Zoll stürmten am 17. November des vorigen Jahres in der Nürnberger Südstadt eine Lagerhalle, in der eine professionelle Haschisch-Plantage eingerichtet worden war.
Zoll-Fahndern gelingt ein Schlag gegen Marihuana-Plantagen in Tschechien und Nürnberg. Jetzt wird vor dem Landgericht Hof verhandelt. Bei dem Angeklagten wurden vor einem Jahr knapp 30 Kilogramm Marihuana gefunden.
Hof - Um vier Zentner Marihuana, illegale Cannabis-Plantagen in Tschechien und - am Rande - auch um eine Menge Schweineblut geht es bei einem Prozess, der in dieser Woche vor dem Landgericht Hof begonnen hat. Auf der Anklagebank sitzt ein 41-jähriger Autohändler aus Ostrava in Tschechien. Vladimir M. war vor fast genau einem Jahr, am 7.Oktober 2009, bei Selb festgenommen worden. Im Kofferraum seines Audi A 6 fanden Fahnder des Zoll 28,6 Kilogramm Marihuana.
Kein Zufall, denn Vladimir M. war erwartet worden. Seine Festnahme war der erste Schlag einer lange vorbereiteten Aktion, mit der deutsche und tschechische Behörden gegen den zunehmenden Anbau von Cannabis in sogenannten "Indoor-Plantage" vorgingen. Auf deutscher Seite erfolgte der nächste Schlag am 17. November 2009 in Nürnberg. Dort stürmten 80 Beamte in der Ingolstädter Straße in der Nähe des Rangierbahnhofs eine Lagerhalle. Auf 1000 Quadratmetern fanden sie dort eine Cannabis-Plantage mit mehr als 800 Pflanzen.
Verantwortlich für diese Plantage ist nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft der 42-jährige Tien Q. aus Schweinfurt, der neben Vladimir M auf der Anklagebank sitzt. Der Vietnamese mit deutschem Pass soll Anmietung und Ausrüstung des getarnten Gewächshauses in Nürnberg finanziert haben. Als Betreiber fungierte ein 39-jähriger vietnamesischer Wirt aus Forchheim, den Tien Q. angeworben haben soll.
Der Forchheimer ist inzwischen zu einer sechsjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth hatte er ein umfassendes Geständnis abgelegt, das auch zur Entdeckung von zwei weiteren Cannabis-Plantagen in Franken führte. Die Halle in der Nürnberger Südstadt hatten die Täter aufwendig umbauen lassen. Wände wurden eingezogen, Leitungen für die optimale Versorgung der Pflanzen mit Wasser und Licht gelegt. Sogar Unterkünfte für das "Gärtner-Personal" gab es. Nur für die Stromrechnung war offensichtlich kein Geld übrig. Um die vielen Lampen über den Marihuana-Pflanzen zu betreiben, hatten die Täter ein vorbeiführendes Starkstromkabel angezapft. Schaden für den örtlichen Stromversorger: rund 90 000 Euro
Als die Fahnder das Gebäude stürmten, befürchteten sie eigentlich, auf eine Leiche zu stoßen. Am Telefon hatten sie mitgehört, dass es einen blutigen Überfall auf die Cannabis-Bauern gegeben haben sollte. Wie sich später herausstellte, hatte einer der Mittäter den Überfall fingiert, um sich mit einem Teil der Ernte abzusetzen. Um die Geschichte glaubhaft zu inszenieren, hatte er ein Matratzenlager in der Halle mit reichlich Schweineblut besudelt.
Immerhin wurden bei der Razzia neben den über 800 Pflanzen auch noch fast 30 Kilogramm Marihuana in einer bemerkenswerten Qualität sichergestellt. Dabei handelte es sich offenbar schon um die zweite Ernte innerhalb eines Vierteljahres.
Eine weitere "Indoor-Plantage" schlossen tschechische Behörden in Hraby, einem kleinen Ort östlich von Prag. Von dort war Vladimir M. gekommen, ehe er bei Selb festgenommen wurde. Was der Autohändler nicht wusste: Der gesamte Deal hatte praktisch unter den Augen der Behörden stattgefunden. Ein tschechischer Ermittler schilderte dem Gericht, dass die Polizei dank umfassender Telefonüberwachung bereits seit längerem über fast jeden Schritt der tschechisch-vietnamesischen Tätergruppe informiert gewesen sei. Der mutmaßliche Kopf der Gruppe habe sich allerdings noch rechtzeitig vor dem Zugriff der Polizei nach Vietnam absetzen können.
Der Prozess wird am kommenden Mittwoch fortgesetzt. Dann möchte das Gericht unter anderem eine CD mit einem Überwachungs-Video in Augenschein nehmen, das Vladimir M. beim Abholen des Marihuanas in der tschechischen Plantage zeigen soll.
Quelle: http://www.frankenpost.de
Samstag, 2. Oktober 2010
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