Dem Chemiker Peter Rausch ist es gelungen THC wasserlöslich zu machen.
Hanf nach wie vor negativ stigmatisiert - Experten kritisieren politisch-juristisches Hickhack um THC
Wien/Dortmund - Einem Dortmunder Forscherteam ist es erstmals gelungen, Tetrahydrocannabinol (THC) - einen der Wirkstoff der Cannabis-Pflanze - mit Biosynthese künstlich und kostengünstig herzustellen. THC ist ein hervorragendes Arzneimittel und wird beispielsweise in der Behandlung von Multipler Sklerose oder bei chronischen Schmerzen verwendet. Das Problem ist jedoch, dass der Anbau von Cannabis in Deutschland und in Österreich durch Gesetze nahezu vollständig eingeschränkt ist.
"Solche Lösungen sind zwar gut, weichen aber vom eigentlichen Problem ab", meint der Mediziner Kurt Blaas, Vorstand der Arbeitsgemeinschaft "Cannabis als Medizin". Hanf werde von allen Seiten negativ stigmatisiert, erklärt der Arzt. "Selbst Hanfbauern, die Hanföl, Hanfbier oder Hanfmehl herstellen, sind davon betroffen. Und das obwohl die EU den Hanfanbau finanziell fördert.
Billiges Cannabis für Patienten
"Eine rein chemisch-synthetische Herstellung von THC ist teuer", meint Oliver Kayser vom Lehrstuhl Technische Biochemie an der TU-Dortmund. Daher habe er an einer heterologen Biosynthese gearbeitet, die deutlich günstiger sei. Der Biochemiker und sein Team identifizierten hierfür die Gene, die in der Cannabispflanze für die THC-Bildung zuständig sind und isolierten diese. Anschließend verpflanzten sie diese in Mikroorganismen, die entsprechend vermehrt werden können, um dann im Bioreaktor THC zu produzieren. Das Ergebnis ist reines THC als stark isolierter Stoff.
Eine andere sehr kostengünstige Methode der Herstellung von THC ist dem Chemiker Peter Rausch, Inhaber von Nektar-Naturkosmetik, gelungen. "Es war mir möglich eine Methode zu entwickeln, mit der aus Abfällen des Industriehanfes - wie sie bei der landwirtschaftlichen Hanf-Samenöl-Erzeugung anfallen- THC zu gewinnen", so Rausch. Industriehanf-Abfälle enthalten CBD - eine biologische Vorstufe für die THC-Herstellung. "Pro Hektar liegt die Ausbeute bei einem bis zwei Kilogramm reinem THC", so Rausch. "Das wäre eine zusätzliche Einnahmequelle für die Landwirtschaft."
THC wasserlöslich machen
"Ein großes Problem von THC ist, dass es zwar fett-, aber nicht wasserlöslich ist", erklärt Rausch. Für die Nutzung als Arzneimittel bedeutet dies, dass etwa vier Fünftel der Substanz nicht aufgenommen, sondern ohne Wirkung ausgeschieden werden. Rausch ist es mit einer speziellen Methode gelungen, THC vollständig wasserlöslich zu machen. Damit kann man die Dosis und die Kosten für medizinische Anwendungen deutlich senken und zudem das THC intravenös verabreichen. Das ist insbesondere bei Aids-Patienten und Menschen, die sich einer Chemotherapie unterziehen müssen, sinnvoll. "Dort wird THC verabreicht, um den Appetit zu steigern und damit das Immunsystem zu stärken."
"THC wird seit kurzem auch in der Geriatrie angewendet", erklärt Rausch. Einerseits hebt es den Appetit, andererseits wirkt es entspannend und führt zu einem erholsameren Schlaf ohne Einsatz bedenklicher Schlafmittel. Untersuchungen an Kriegsveteranen in Israel und Kroatien haben gezeigt, dass THC zur Aufarbeitung von traumatischen Kriegserlebnissen sehr erfolgreich eingesetzt werden kann." In den meisten Fällen liegt die Tagesdosis bei rund fünf Milligramm. Bei dieser Dosierung sind keine Nebenwirkungen zu erwarten.
Quelle: http://derstandard.at
Mittwoch, 15. September 2010
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