Freitag, 20. August 2010
Bakterien können Cannabis-Wirkstoff produzieren
Ein neues Verfahren lässt viele Schwerkranke hoffen. Für den Einsatz als Medikament wird allerdings eine Gesetzesänderung notwendig.
Wissenschaftlern der Technischen Universität Dortmund ist es mittels gentechnisch veränderter Bakterien gelungen, den Wirkstoff der Cannabispflanze zu produzieren. Dadurch können die Kosten zur THC-Gewinung erheblich gesenkt werden
Biochemiker aus Dortmund haben gentechnisch manipulierte Bakterien dazu gebracht, den Hauptwirkstoff von Cannabispflanzen zu produzieren. Das so gewonnene THC (Tetrahydrocannabinol) soll zur Behandlung Schwerkranker eingesetzt werden.
Das Verfahren sei im Vergleich zu den bisher in Deutschland zulässigen Herstellungsverfahren vergleichsweise unaufwendig und damit günstiger, berichtete Prof. Oliver Kayser von der Technischen Universität Dortmund. Die THC-Herstellung durch einen anderen Organismus sei mit dem Verfahren weltweit erstmals möglich. Der 43-jährige Wissenschaftler lehrt in Dortmund Technische Biochemie.
THC werde in Deutschland bislang aus Faserhanf gewonnen, dessen Anbau oder Einfuhr legal ist. „Da die Fasern weniger als 0,2 Prozent THC enthalten, ist der Produktionsprozess entsprechend aufwendig“, so Kayser. Aus der Cannabispflanze, die bis zu 25 Prozent THC enthalten kann, darf der Wirkstoff aus juristischen Gründen in Deutschland nicht gewonnen werden. Als Ausweg bleibe nur die Herstellung von synthetischem THC. Dies sei jedoch „extrem aufwendig und teuer“, so Kayser.
Insgesamt könnten in Deutschland so gerade einmal 20 Kilogramm pro Jahr produziert werden. „Der tatsächliche Bedarf liegt aber bei über einer Tonne“, schätzt Kayser. Koste das Kilo bislang rund 50.000 Euro, rechnet Kayser mit Kosten von künftig rund 2500 Euro je Kilogramm THC.
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THC ist eigentlich ein Rauschgift, das meist als Haschisch oder Marihuana konsumiert wird. Als Medikament kann es unter anderem die Schmerzen von Krebspatienten lindern oder die Symptome von Multipler Sklerose abmildern. Weil THC unter das Betäubungsmittelgesetz fällt, müssen Betroffene bislang häufig langwierig mit Behörden, Ärzten und Kassen um die Nutzung von Cannabis-Arznei kämpfen. Nach Angaben der FDP-Bundestagsfraktion hat sich die Koalition jedoch auf eine Änderung des Betäubungsmittelrechts geeinigt, die die Nutzung von Cannabis-Arzneimitteln erleichtern soll.
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Bei dem von dem Dortmunder Forscher in den vergangenen fünf Jahren entwickelten Verfahren kommen Koli-Bakterien (Escherichia coli) zum Einsatz. Ihnen werden die isolierten Gene, die in der Cannabispflanze für die THC-Bildung zuständig sind, eingepflanzt.
Entsprechend vermehrt können die Bakterien dann durch Fermentation THC produzieren. Zusammen mit einem Pharmaunternehmen plant die Uni Dortmund nun die Gründung eines Unternehmens zur THC-Produktion nach dem neuen Verfahren. Kayser rechnet damit, dass dieses THC als Arzneistoff frühestens 2016 auf den Markt kommen kann.
Quelle: http://www.welt.de
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